Wacholderkönigin macht Gomadingen bekannt
Das Bewusstsein für Natur & Heimat stärken
Seit dem Ende der Eiszeit wächst in Gomadingen der Wacholder. Zwar hatte ihn der Wald in die Randgebiete auf karge Felsen verdrängt, doch die Holzgewinnung in späteren Jahrhunderten und die Beweidung der Flächen hat dazu beigetragen, dass sich der Juniperus communis, wie der gemeine Wacholder in der Botanik bezeichnet wird, ausbreiten konnte. Heute sind es rund 150 Hektar, die die Pflanze, die zur Familie der Zypressengewächse gehört, auf der Gomadinger Gemarkung für sich beansprucht. Der Wacholder ist fest mit der Kulturlandschaft der Gemeinde verbunden und prägt ihr Erscheinungsbild. Um dafür bei Einheimischen, Ausflüglern und Touristen ein Bewusstsein zu schaffen, hat die Verwaltung im Jahr 2006 das Amt der Wacholderkönigin ins Leben gerufen.
Regionale Identität soll gestärkt werden
„Auf diese Weise wollten wir die Schönheit unserer Landschaft bewerben, zu der die Wacholderheiden gehören“, erzählt Silke Hirsch, Leiterin der Touristeninformation Gomadingen. „Ich denke, die Wacholderkönigin hat auch dazu beigetragen, die Wertschätzung für die Natur, die vor unserer Haustüre liegt, zu stärken und ein Stück Heimatbewusstsein zu vermitteln.“ Ähnlich sieht es Lisa Claß, die die Bürger vor einem Jahr zur Königin wählten.
Ob zu Fuß oder mit dem Rad, die 19-Jährige hat von Kindesbeinen an die Wälder, Wiesen und Wacholderheiden ihres Wohnortes erkundet. Im Rahmen eines Schüleraustausches hielt sie sich mehrere Monate in den USA auf. „Damals habe ich gemerkt, was Heimat bedeutet und dass ich die wunderschöne Alblandschaft vermisse“, sagt Claß, die einen Teil dieser Identifikation und Begeisterung während ihrer Regentschaft an die Menschen, denen sie bei verschiedensten Anlässen begegnet, weitergeben will. Wer sich mit Lisa Claß unterhält merkt schnell, dass auch kulturhistorische Aspekte eine Rolle spielen. Zwar vermarktet die Abiturientin Produkte wie Wacholderschnaps, -seife, -späne, -schokoloade, -öl oder -wecken und macht damit die Region unter Ausflüglern und Touristen bekannt, doch diese Erzeugnisse verweisen ebenso auf die jahrhundertealte Kulturgeschichte, die mit der Pflanze verbunden ist. „Im Mittelalter wurde der Wacholder“, laut Lisa Claß, „wahrscheinlich als Weidelandunkraut angesehen. Doch die Menschen nutzten ihn als Heilpflanze, Feuerholz oder zum Räuchern.“
Die Aufgaben einer Wacholderkönigin
Der Schülerin macht es Spaß, sich in solche Zusammenhänge einzuarbeiten. Als Wacholderkönigin muss sie beispielsweise wissen, welche Wacholderprodukte es gibt, wie sie hergestellt werden, welche Eigenschaften die Pflanze auszeichnen, wie die Heiden gepflegt werden oder welche Ausflugsmöglichkeiten es rund um Gomadingen gibt. Zu ihren Aufgaben zählt darüber hinaus, bei Anlässen wie der Hengstparade, dem Schlachtfest, Presseterminen oder der Touristikmesse CMT dabei zu sein und den Wacholder und die Gemeinde zu repräsentieren.
Dabei lernt die 19-Jährige etwas für ihr Leben. „Ich trainiere damit natürlich meine Kommunikationsfähigkeit und lerne auf Menschen zuzugehen“, so Lisa Claß. „Aber auch sich selbst oder ein Produkt zu präsentieren ist wichtig. Ich denke, dass man bei einer Bewerbung punkten kann, wenn man anführt, dass man dieses Amt zwei Jahre ausgeübt hat.“ Trotz der Termine, die die amtierende Wacholderkönigin wahrnehmen muss, hält sich der Aufwand in Grenzen. „Das Ganze lässt sich gut mit der Schule vereinbaren“, sagt sie. „Ich bin ja auch nicht ständig unterwegs und die Termine sind im Vorfeld schon lange bekannt, so dass sich Schule und Ehrenamt gut aufeinander abstimmen lassen.“
Silke Hirsch betont, dass den Kandidatinnen, die sich für das Amt bewerben, vor und nach der Wahl bei den Vorbereitungen geholfen wird. „Sie erhalten von uns Unterlagen, in die sie sich einlesen können, wir erklären ihnen, wie der Wahlabend abläuft oder wie sie sich dem Publikum vorstellen“, so die Leiterin der Gomadinger Touristeninformation, die deshalb betont, dass keiner Bewerberin vor der Kandidatur bang sein müsse.
Text: Daniela Haussmann