Nach der Hengstparade ist „vor“ der Hengstparade

marbach

Der Blick hinter die Kulissen

Das viel besuchte Spektakel und harmonische Zusammenspiel von Mensch und Tier ist ein Kraftakt, die Logistik riesig. Vom Klohäuschen bis zu den Tickets will alles perfekt organisiert sein. Während einer die Zügel hält, funktioniert die gesamte Planung nur im Team. Wenn´s um die Inhalte der Hengstparade geht, müssen im Haupt- und Landgestüt Marbach alle ran. Das Tagesgeschäft, Turniere und andere Veranstaltungen laufen derweil weiter.

Im ältesten deutschen Staatsgestüt wird den Besuchern mit der Hengstparade ein unterhaltsames, rund vierstündiges Schauprogramm geboten. In diesem Jahr mit Gastland Tschechien. Damit alles rund läuft, muss vorab genau getaktet werden. „Wir sammeln das ganze Jahr Ideen, deshalb ist nach der Hengstparade eigentlich auch vor der Hengstparade“, sagt Chef-Koordinator Thomas Engelhart.

Mensch und Tier im Programm zusammenbringen

Je näher der Termin rückt, desto mehr Termine stehen im Kalender der Organisatoren, verrät er. „Details müssen ineinandergreifen“, erklärt der Agraringenieur, dem seit gut acht Jahren die Leitung derOrganisation der Hengstparade obliegt. Und: „Mensch und Tier im Programm zusammenzubringen, ist dabei eine der größten Herausforderungen“. Manche Dinge seien dabei besonders kitzelig, sagt er. So beispielsweise der Auf- und Abmarsch im Hengstparade-Vorplatz. „Der muss genau passen und minutiös nach Plan funktionieren“. Freilich sollten sich dabei die Stuten und Hengste nicht unbedingt die Wege kreuzen. „Sonst gibt´s ein Durcheinander“, weiß der Fachmann. Das will man selbstverständlich vermeiden. Bei der Hengstparade sind alle 120 Mitarbeiter des Gestüts im Einsatz, darunter 40 Lehrlinge. „Der Betrieb außerhalb der Hengstparade muss funktionieren und Pferde wie Stallungen täglich versorgt werden“, erinnert Engelhart. Mindestens genauso viele Menschen kommen an den drei Aufführungstagen noch von Extern mit hinein ins Programm-Geschehen, rechnet Engelhart vor.

Fast 20 edle Vierbeiner reisen von Tschechien auf die Alb

Eine rund 30köpfige Delegation aus Tschechien wird in diesem Jahr anreisen. Beherbergt werden sie vom Gestüt. „Fast 20 edle Vierbeiner kommen außerdem über die Autobahn von Tschechien auf die Alb“. Was die Kostümierung angeht: „Die unterliegt bei der Hengstparade einem strengen Dresscode“. Angesagt sind Gestüts- und Galauniformen nebst auf Hochglanz gebrachte Stiefel. „Historisch müssen wir fit sein“, sagt Engelhart. Die Kostüme für die historischen Schaubilder kommen aus einem Kostümhaus in Stuttgart und müssen alle rechtzeitig geordert werden. „Von Hut- bis Schuhgröße muss hier alles passen“. Pferdewirte kümmern sich um das Styling der Pferde. „Pferdewaschen und das Schönmachen der Vierbeiner ist Inhalt ihrer Ausbildung“. Weiter gibt es für jede Quadrille einen genauen Choreografie-Plan. „Der muss erstellt und zuvor abgelaufen werden“. Helfer müssen vorab eingeteilt werden und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. „Alleine für einen Zehnspänner werden zehn Helfer zum Einspannen benötigt, danach müssen alle noch sicher vom Stall in die Festarena kommen und zurück“. Auf die Schaunummer „Ungarische Post“ stimmt Horst König derweil schon die Schwarzwälder ein. „Für das Reiten im Stehen auf zwei Pferden gleichzeitig, benötigt man ein gutes Gleichgewichts- und Balancegefühl“, sagt der Mann, der seit 36 Jahren dabei ist und sonst eher der „Ansprechpartner“ für Araberschönheiten im Gestüt ist. „Zwei unterschiedliche Bodenflächen beeinflussen gleichzeitig die Temposteuerung, dafür braucht´s das richtige Feeling“. Was Besonderes hat sich in diesem Jahr der Leiter der Landesfahrschule Marbach einfallen lassen. „Vielmehr habe ich die Azubis zusammenkommen lassen, damit sie eigene Vorschläge machen können“, sagt Fred Probst. Das Resultat: „Sie haben sich eine nicht ganz einfache Kür herausgesucht“, bemerkt Probst bei der Probe in der Reitschule. Zweimal die Woche wird hier für die „Pyramide“ geprobt. Sechs angehende Pferdewirte geben ihr Bestes und beweisen enorme Geduld, wenn ein Pferd mal keine Lust hat oder eben nicht mitspielt.

Ziel: Das Publikum muss bis zum Schluss sitzenbleiben „Sportlich fit muss man für die Schauübung außerdem sein“, so Probst. Schon beim Training hat der Betrachter daran keine Zweifel. Ziel für alle ist: „Das Programm muss so gestaltet sein, dass das Publikum bis zum Schluss sitzen bleibt“, unterstreicht Engelhart. „In diesem Jahr wird´s für alle so richtig abwechslungsreich!“, verspricht er im gleichen Zug.

Informationen:

Haupt- und Landgestüt Marbach
Gestütshof 1, 72532 Gomadingen
Telefon 07385 / 9695-27 Fax -10
poststelle@hul.bwl.de
www.gestuet-marbach.de

Text & Fotografie: Patricia Kozjek