Künstler-Portrait aus Erkenbrechtsweiler: Peter Weber

Peter Weber Erkenbrechtsweiler

Kunstwerke die vom Leben erzählen

Wer den Garten von Peter Weber betritt, der gelangt in eine andere Welt. Teufel, Kobolde, Drachen, Echsen und andere Wesen heißen den Besucher willkommen. Hölzerne Kreaturen, die ihren Ursprung in den mythologischen Vorstellungen des Mittelalters zu haben scheinen, weisen den Weg zu einer kleinen Werkstatt. Hochgewachsene müssen sich ducken, wenn sie die Schaffensstatt von Peter Weber betreten. Werk- und Drehbänke, Hämmer, Sägen und Elektrobauteile – alles hat in dem schätzungsweise dreißig Quadratmeter großen Raum seinen Platz. Hier formt Weber aus einem bloßen Holzscheit Skulpturen, die ihre Betrachter in Erstaunen versetzen und sie bisweilen sogar in ihren Bann ziehen.

Vor 17 Jahren erkrankte Peter Weber an Kehlkopfkrebs. Nachdem er die Krankheit besiegt hatte entdeckte der gelernte Auto- und Flugzeugmechaniker die Schnitzerei für sich. Sie half ihm zurück ins Leben zu finden und seine Erfahrungen mit dem Krebs aufzuarbeiten. Seine ersten Werke waren kleine Figuren. An ihnen probierte Peter Weber verschiedene Techniken aus, die er sich in Büchern angelesen hatte, denn das Schnitzen hat der Mann aus Erkenbrechtsweiler nie gelernt.

Nach rund vier Jahren versuchte sich der Autodidakt an größeren Kunstwerken, die er, durch selbst entwickelte Techniken und eine eigenwillige Formgebung, zu unverwechselbaren Produkten seiner kreativen Schaffenskraft weiterentwickelte. Puppen-stuben wurden bald darauf zu seinem Markenzeichen. Auf einer Ausstellung im Kloster Maulbronn verkaufte er sogar eine nach Amerika. Peter Webers Puppenstuben sind wahre Meisterwerke, die durch ihre Detailgenauigkeit und ihre feine Verarbeitung bestechen. Sogar die Elektrik der Puppenstuben fertigt der Künstler selbst an. Mit Bauteilen alter Geräte stellt er nicht nur die Energieversorgung für die Beleuchtung sicher. Aus Holz fertig er unter anderem kleine Presslufthämmer an, in die er einen Motor einbaut.

Das Leben in all seinen Facetten

Ob Holzmasken, Puppenhäuser oder Skulpturen –  in den Kunstwerken von Peter
Weber spiegelt sich das menschliche Dasein wider. Seine Objekte thematisieren Leben und Vergänglichkeit. Ängste, Hoffnungen, Freude, Glück und Trauer finden sich in ihnen. Holz ist für ihn das beste Material, um all das zum Ausdruck zu bringen. Es ist ein warmer, ehrlicher und bodenständiger Stoff der mit seinen Jahresringen und seiner Struktur, die der Künstler sich zu eigen macht, eine Geschichte erzählt. Jede Holzsorte hat ihren ganz eigenen Charakter, den Peter Weber für seine Werke nutzt. „Kein einziges Objekt habe ich mit Farbe bearbeitet“, erzählt er. „Alle Farben die wir kennen kommen auch im Holz vor. Man muss es nur richtig bearbeiten und danach einölen, damit die Farbe des jeweiligen Holzes zur Geltung kommt.“
Die Wände in Peter Webers Garage zieren Holzstücke aus aller Herrenländer. Ihre verschiedenen Strukturen zeugen von unterschiedlichsten klimatischen Gegebenheiten, Witterungsverhältnissen, Krankheiten oder Schäden. Kurz gesagt, sie zeugen von alldem, was man gemeinhin als Lebensbedingungen bezeichnet. Deutlich wird das vor allem dann, wenn Peter Weber  aus verschiedensten Holzsorten eine Skulptur anfertigt. Wenn harte und weiche, dunkle und helle Sorten zum Einsatz kommen, dann schafft der Künstler ein Spannungsfeld, das beispielsweise an die Höhen und Tiefen des Lebens erinnert.

Aus Holz lassen sich auch Handtaschen machen

Holz ist ein facettenreiches Material. Je nachdem wie es bearbeitet wird eröffnen sich ganz unterschiedliche Möglichkeiten Objekte aus ihm anzufertigen. Peter Weber berichtet, dass er das Material teilweise in hauchdünne Streifen schneidet, die er in einem besonderen Verfahren miteinander verleimt. Zum Trocknen legt er sie in eine Form, die er selbst angefertigt hat. Dadurch erhält das Holz die Form einer Welle, aus der später eine Handtasche gefertigt wird. Rund 70 Stunden dauert es, bis die Tasche fertig ist. „Ich habe schon einige verkauft“, erzählt Peter Weber. „Sie sind sehr robust und obendrein noch sehr leicht – obwohl sie aus Holz sind.“

Kein Tag vergeht, an dem er nicht in seiner Werkstatt steht und an neuen Entwürfen tüftelt. Dass er einmal Schnitzen würde, das hätte er sich als junger Bursche nicht träumen lassen, erzählt Weber mit einem Lächeln. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Er wird auch weiterhin mit seinen beiden Hunden durch die Wälder rings um Erkenbrechtsweiler streifen und dabei nach einem Ast oder Baumstamm Ausschau halten, aus dem er ein ganz besonderes Kunstwerk schnitzen kann.

Text & Fotografie: Daniela Haußmann