Backhaus in Bleichstetten

Backhaus Bleichstetten

Backen im Backhaus – ein herrlich geselliges Erlebnis mit Tradition

Das Albdorf Bleichstetten hat gleich zwei davon. Dabei kommt das „untere“ und „obere“ Backhaus nicht von ungefähr. Ein Berg liegt dazwischen. Zum Einsatz kommen beide. Sie gehören zum dörflichen Leben und sozialen Miteinander.

„Man braucht Zeit und Holz“, sagt Backfrau Christine Unruh und spricht dabei von einer Menge Reisigbüscheln, die alleine zum Anheizen benötigt werden. Seit Jahren kümmert sich die Frau des Ortsvorstehers ehrenamtlich um das Backhaus Oberdorf im Hinterberg, das in den 20er Jahren von engagierten Handwerkern gebaut wurde und deutlich kleiner ist, wie das zweite im Flecken. Hintergrund: Die Maurer- und Zimmerleut´ wollten ihren Frauen den mühsamen Aufstieg im Dorf mit den schweren, frisch gebackenen Köstlichkeiten im Handwagen, ersparen. „Das untere Backhaus ist nicht so alt“, sagt Unruh. Anfang der 50er Jahre konnten dort nach dem Neubau des Back- und Waschhauses die ersten Brote aus dem wesentlich größeren Ofen geholt werden. Bemerkenswert ist, dass schon im Jahr 1838/39 am heutigen Standort des Bleichstetter Rathauses ein Back- und Waschhaus für den Gebrauch der gesamten Ortschaft errichtet wurde.

Backen darf jeder

Heute wird in beiden Backhäusern alle fünf Wochen in mehreren Gruppen und Familien gebacken, wie Unruh verrät. „Wäre der Ofen ständig in Betrieb, wäre das natürlich ideal“, bemerkt sie nebenbei. Backen dürfe derweil jeder, betont sie. Über Anfragen von außerhalb freue man sich immer. Angebotene Backkurse für Jung, Alt und im Speziellen auch für Männer, seien in der Vergangenheit schon sehr begehrt gewesen. „Die Backkurse waren immer reißend voll“. Man wolle mit diesem Angebot nicht nur Wissen und alte Tradition vermitteln, sondern auch zeigen, dass man in den Öfen eigentlich alles backen kann. Ob Braten, Spanferkel, Pizza, Scherrkuchen oder Brot und Zwiebelkuchen – „mit der Restwärme des Ofens gelingen auch Plätzchen, Gugelhupf oder Lebkuchen ganz toll“, schwärmt die Backfrau. Treffen und Backtermine (Backlose) werden gut ein halbes Jahr vorher eingeplant, erklärt Unruh die terminlich Organisation rund um´s Backhaus.

Als die Backhaus-Tradition begann

Wie die Backhaus-Tradition überhaupt begann, erklärt ein Schild, das direkt am Backhaus angebracht ist. Eine württembergische Verordnung aus 1808 besagt: „…da die Backöfen in den Häusern gefährlich sind, sollen Commun-Backöfen, jedoch von öffentlichen Wegen und Chausseen entfernt, errichtet werden“. So begann das Backen in öffentlichen Backhäusern mit Öfen, die eine Hitze von über 300 Grad erlangen. (Zeit-)Aufwendig und für viel Geld wird derzeit der Ofen im Oberdorf saniert. „Unser Backhaus muss bleiben, wir wollen es unbedingt erhalten!“, unterstreicht Unruh. „Von Hock und Festen sind Backhäuser schlichtweg nicht wegzudenken.“

Text: Patricia Kozjek