Artenportrait – europäischer Uhu

Uhu

Der Uhu – Gefiedertes Juwel auf der Mittleren Alb

Bubo bubo, so der lateinische Name des weltweit größten Eulenvogels, ist zurzeit auf der Mittleren sowie Westlichen Alb mit erfreulichen 50 Brutpaaren vertreten. Weibliche Uhus – schwerer und größer als die Männchen – bringen bis zu drei Kilogramm auf die Waage und können eine Flügelspannweite von 175 Zentimetern erreichen.

Einmalige Erfolgsgeschichte dieses „Goliaths“ unter den Eulen

Nachdem der Uhu in Baden-Württemberg im Jahre 1934 vollständig und systematisch ausgerottet war, haben sich in den vergangenen 5 Jahrzehnten (1963 siedelte sich in Sigmaringen das allererste neue Brutpaar an) die Bestände erholt, sodaß die Naturschutzverbände gegenwärtig 170 Brutpaare im „Ländle“ zählen. Jedoch ist es nur umfangreichen Schutzmaßnahmen zu verdanken, dass sich die nachtaktiven Jäger ihren Platz in unserer Tierwelt zurückerobern konnten. Unter anderem spielten behördliche Kletterverbote an von Uhus bewohnten Naturfelsen während der Brutsaison sowie verbesserte Isolation von Mittel- und Starkstromleitungen eine große Rolle, erfahre ich von Dieter Rockenbauch, der 43 Jahre lang eine Nabu-Ortsgruppe geleitet und in Sachen Uhu- und Wanderfalkenschutz ehrenamtlich über Jahrzehnte hinweg wertvolle Pionierarbeit geleistet hat.

Steinig karge Kinderstuben heiß begehrt

Als Felsbrüter konkurrieren die Eulen mit den auffälligen Federohren häufig mit den ebenfalls streng geschützten Wanderfalken um geeignete Brutplätze. Wandern Uhus in ein von Falken bewohntes Areal ein, so gelingt es den Falken fortan nicht mehr, Junge aufzuziehen. Im Umkreis von einem Kilometer um die Uhu-Brutstätte endet ihr Nachwuchs unweigerlich als Eulen-Mahlzeit. Es kommt sogar häufig vor, dass Uhus ausgewachsene Falken nachts schlafend auf ihrem Horst schlagen. Da jedoch zunehmend mehr Wanderfalken auf menschlichen Bauwerken nisten, was der Uhu nur in seltenen Ausnahmefällen tut, bleibt hierzulande auch der Wanderfalkenbestand trotz der beständig wachsenden Uhu-Population stabil. Jede Spezies verfügt sozusagen über ihre eigene Nische für die Reproduktion.

Außergewöhnlich vielschichtiges Beutespektrum

Die vielfältigen Landschaftsformen der Alb bieten den ganzjährig in ihren Revieren verbleibenden Vögeln durch alle Jahreszeiten hindurch eine reiche Auswahl an Nahrung. Ob große oder kleine Nager, Vögel, Amphibien, Igel, Feldhasen oder Fuchswelpen, bis hin zu Frischlingen und zuweilen auch Katzen, finden Uhus einen reichgedeckten Tisch. Insbesondere in den eisigen Wintermonaten gehören auch geschwächte Greifvögel und die im Lautertal vertretenen Grau- und Silberreiher zum Speiseplan der großen Eulen. Anhand der teilweise über 10 cm langen und etwa 3 cm dicken Gewölle, welche die Tiere nach den Mahlzeiten hervorwürgen, kann man durch Bestimmung der unverdaulichen Knochen-, Fell- bzw. Federreste zweifelsfrei feststellen, welche Tiere der jeweilige Uhu verzehrt hat.

Monogamie ist nicht erwiesen

Im Schnitt werden 2-3 Uhu-Junge pro Jahr großgezogen. Die lange vorherrschende Annahme, dass Uhu-Paare lebenslange Monogamie praktizieren, wurde übrigens zwischenzeitlich wissenschaftlich widerlegt. Uhus verfügen über ein reiches Repertoire an Rufen – die typischen „uhu“ oder „buho“ Rufe sind insbesondere während der Balzzeit zwischen Oktober und Anfang März über weite Distanzen vernehmbar. Die besten Chancen, den Uhu-Rufen zu lauschen, haben – wie könnte es anders sein – menschliche Nachteulen, denn bei Tageslicht ruhen die Vögel mucksmäuschenstill und praktisch unsichtbar in Felsnischen oder Baum-wipfeln – nahezu perfekt durch ihr sowohl längs- als auch quergezeichnetes Gefieder getarnt.

Text & Fotografie: Eva-Maria Pulvermüller, Gomadingen