Portrait Georg Lamparter – Grabenstetten

Seit mehr als sechs Jahrzehnten engagiert sich Georg Lamparter für den Streuobstbau. Preise und Auszeichnungen hat er für seinen unermüdlichen Einsatz erhalten. Ans Aufhören denkt der 84-Jährige noch lange nicht. Auch im Ruhestand erweist er sich als Obstbauer mit Leib und Seele.

Obstbauer mit Leib und Seele

1928 erblickte Lamparter als Spross einer Bauernfamilie das Licht der Welt. Mit der Aufzucht, Pflege und Bewirtschaftung von Streuobstbeständen ist der rüstige Rentner deshalb aufgewachsen. „Damals“, so sagt er, „war Most das Hauptgetränk in den ländlichen Haushalten.“ Heute sehe das anders aus. Jahr für Jahr gehe der Mostkonsum zurück. Eine Kostendeckung, die die Mühen und Investitionen der Bewirtschaftung von Streuobstbeständen aufwiegt, werde schon lange nicht mehr erzielt. Deshalb verkauft Georg Lamparter die Ergebnisse seiner Ernten, darunter Apfelsaft und Most, selbst, um höhere Erträge zu erzielen.

Lächelnd denkt Lamparter an jene Zeit zurück, in der sein Vater die Kühe vor das Fuhrwerk spannte und mit ihnen die Apfelernte zum Keltern ins Tal brachte. „Vergleicht man die Entwicklung der Preise für Mostobst mit dem für Kartoffeln, dann stellt man schnell fest“, so Lamparter, „dass die Kartoffel seit den 1920er Jahren an Wert gewonnen hat, während die Preise für Mostobst im Keller sind.“ Eine Entwicklung mit der der 84-Jährige hadert, denn angesichts dieser Marktentwicklung würden viele Wiesenbesitzer das Obst nicht mehr auflesen und auch die Pflege der Bestände gehe zurück. Ein Umstand, den der Grandseigneur des Obstbaus auf der Vorderen Alb bedauert.

Sechs Jahrzehnte als ehrenamtlicher Ernteberichterstatter

Ende der vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts absolvierte Georg Lamparter in Reutlingen eine landwirtschaftliche Ausbildung und meisterte die Prüfung zum Baumwart. Gleich darauf legte er mit Tatendrang und Freude eine Streuobstanlage mit 150 Bäumen in Grabenstetten an. „Die trugen Früchte wie im Paradies“, erinnert sich Lamparter. „Aber nach dem Polarwinter 1956 musste ich die Anlage roden, weil die Bäume die harten Minusgrade nicht vertragen haben.“ Für den passionierten Obstbauer, der ab 1953 für 36 Jahre als Vorsitzender die Geschicke des Obst- und Gartenbauvereins Grabenstetten leitete, war das ein herber Verlust.

Sechs Jahrzehnte war der 84-Jährige als ehrenamtlicher Ernteberichterstatter für das Statistische Landesamt in Stuttgart tätig. Mindestens einmal pro Woche hat er sich auf der Grabenstettener Gemarkung auf Tour gemacht. Fruchtstand, Pflanzenerkankungen  und das Wetter hat Georg Lamparter genau beobachtet, in ein Berichtsheft eingetragen und die Informationen an das Landesamt weitergeleitet. 1993 trat er in den Ruhestand und konzentrierte sich fortan mit ganzer Energie und Leidenschaft auf den Obstbau. 2008 wurde Lamparter der Naturschutzpreis für seine Dokumentation von 60 Jahren Streuobstwiesenbau in Grabenstetten von der Stiftung-Naturschutz verliehen. 2011 gewann er den vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz ausgeschriebenen Streuobst-Fotowettbewerb.

Den Wühlmäusen auf der Spur

Für den 84-Jährigen ist das aber kein Grund sich auszuruhen. Er ist Obstbauer mit Leib und Seele. Die Kunst des Veredelns von Obstbäumen hat Georg Lamparter daher noch nicht verlernt. Nach wie vor propft er seine Bäume um. Einer davon steht im Hausgarten von Gerhard Keim, dem Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins. Er trägt vier wertvolle Apfelsorten: Boskoop, Goldparmäne, Topax und Rubinola. Tag für Tag besucht der rüstige Rentner seine Streuobstwiesen. Ein Dorn im Auge sind ihm einzig und allein die Wühlmäuse. „Die können an Jungbäumen großen Schaden anrichten“, weiß Lamparter. „Es gibt Fälle in denen Wühlmäuse die gesamte Wurzelkrone schädigen und am Ende kann man die jungen Stämme einfach mit der Hand aus dem Boden ziehen.“

Um dem vorzubeugen hält er Ausschau nach kleinen, unregelmäßigen Erdhaufen. Die seien ein Zeichen für einen Wühlmausbefall. „Sticht man mit einem Suchstock in die Haufen kann man die Gänge feststellen“, so Georg Lamparter. „Es empfiehlt sich Fallen in mehreren Richtungen aufzustellen.“ Wer eine Wühlmaus im Frühjahr fange, der habe ein Dutzend junge Mäuse weniger im Jahr. Denn so viel Nachwuchs bekomme eine Wühlmaus im Jahresverlauf.

Bäume pflanzen wird der 84-Jährige bis zu seinem Lebensende. Das steht für ihn fest. Immerhin liegt ihm der Erhalt der jahrhundertealten Kulturlandschaft am Herzen. Schließlich sollen auch jüngere Generationen die schöne und wertvolle Landschaft genießen, die die vordere Alb prägt.

Text & Fotografie: Daniela Haußmann