Ortsportrait Böhringen (Römerstein)

Böhringen

1540 brannte der Ort bis auf wenige Häuser nieder

Wie viele Albsiedlungen, ist Böhringen, ein auf Basalttuff erbautes, alemannisches Urdorf mit Reihengräberfunden. Die jahrhundertlange Geschichte des Römersteiner Ortsteil ist mit zahlreichen Höhen wie Tiefen versehen. Ursprünglich war Böhringen ein sehr landwirtschaftlich geprägtes Albdorf und hatte die größte Gemarkung des früheren Landkreises Münsingen. Als Zentralort von Römerstein hat sich die Infrastruktur nach dem zweiten Weltkrieg sehr gut entwickelt.

Der Ort Böhringen hat seinen Namen von einem Ortsoberhaupt „Bor“ oder „Bore“. Darauf weisen zwei alte Flurnamen hin. Mitten im damaligen Herrenhof wurde um 750/770 die St. Galluskirche eingerichtet. 1090 wird der Ort erstmals von einem Bertold de Beringen erwähnt, der sich anderweitig auch Bertold de Sperberseck nannte. Dieser adligen Familie von Sperberseck gehörte um 1100 der ganze Ort samt der Kirche St. Gallus. 1192 stiftete ein Albert von Sperberseck ein Viertel von Böhringen und der Kirche ans Kloster Bebenhausen. Noch heute gibt es den „Bebenhäuser Hof“ bei der Kirche.

Pest und Hunger rissen große Lücken in die Einwohnerschaft

Kaum, dass der Ort 1534 über Württemberg evangelisch wurde, brannte er 1540 bis auf wenige Häuser nieder. Zumal die Pest um 1350 schon große Lücken in die Einwohnerschaft Böhringens gerissen hatte. Ein Drittel des Ackerlands lag nach dem Brand fortan brach und verlassen. Stark heimgesucht wurde Böhringen von Pest und Hunger auch im 30jährigen Krieg. Hatte der Ort 1618 noch rund 680 Einwohner, so wurden im Jahr 1643 bei einer sogenannten Visitation gerade noch 37 Personen, damit fünfeinhalb Prozent der ursprünglichen Einwohnerschaft, gezählt.

Erst 180 Jahre danach wurde der Vorkriegseinwohnerstand wieder erreicht. Den Hof Aglishardt, den die Gemeinde 1620 um 14300 Gulden von der Herrschaft gekauft hatte, musste sie 1658 zurückgeben, ohne von den bereits bezahlten 7000 Gulden etwas erstattet zu bekommen.

Trockenen Fußes über zahlreiche Fußwegle

Bemerkenswert in Böhringen sind die Reste der früheren, vielen „Fußwegle“, auch Gängle genannt, die kreuz und quer durch die Wiesen und Gärten führten, zum Teil immer noch führen. Auf ihnen gelangte man früher zu den Brunnen, in die Kirche und aufs Feld, ohne durch den knöchel-tiefen Tierkot bei den Hülen waten zu müssen. Dieser sammelte sich durch die große Viehherde allmählich an, die dort zweimal am Tage bei der Aus- und Einfahrt zur gemeinsamen Viehweide getränkt wurde. Von etwa 1485 bis 1819 bildete Böhringen zusammen mit den Nachbarorten Donnstetten, Zainingen und Strohweiler ein Unteramt, dem jeweils der fähigste Schultheiß daraus vorstand und sich „Oberschultheiß“ nennen durfte.

In der ehemaligen Sebastianskapelle war von 1534 bis 1795 das Schießhaus des Unteramts eingerichtet. Geschossen wurde auf eine Schießmauer, wo das Feld heute noch so genannt wird. Der Zehnte und die Lehensabgaben wurden von den Bauern von 1848 bis 1873 an die Herrschaft mit riesigen Geldsummen abgelöst. An Stelle der nun frei gewordenen Zehntscheuer baute die Gemeinde ein Rathaus mit Feuerwehrmagazin (später Backhaus/Einwohnermeldeamt), ein Oberamtsgefängnis (später Schulsaal/Standesamt/ Bauamt) und eine Schulmeisterwohnung (später Amtszimmer/Trauzimmer/Kopierraum). Darin beheimatet ist seit 1975 die Gemeindeverwaltung der neuen Gemeinde Römerstein. Diese wurde damals aus den alten Unteramtsgemeinden gebildet. Seit 1889 gab es eine Molkerei in Böhringen, die aber längst aufgegeben ist. Im selben Jahr wurde eine Kinderschule gebaut. Heute ist sie auf drei Gebäude ausgeweitet.

Bereits 1564 wurde eine Schule im Fruchtkasten bei der Kirche eingerichtet. Dorthin sollten nach dem Willen der Böhringer auch die Kinder von Zainingen und Donnstetten kommen. Dies scheiterte aber trotz Zustimmung von Herzog Christoph am Widerstand der zwei Gemeinden. Schule ist, ausgenommen von 1635 bis 1654, in Böhringen jedoch immer gehalten worden. 1830 wurde ein neues Schulhaus (jetzt Leichenhalle) gebaut, das 1898 abbrannte. 1899 wurde ein neues Schulgebäude in der Burgstraße gebaut, das 1945 zwar ebenfalls abbrannte, jedoch 1950 wieder neu erstellt war. Landwirtschaftliche Betriebe mit Viehhaltung finden sich im Ort heute nur noch zwei. Wurde das Wasser früher an den drei öffentlichen Brunnen geholt, wovon der beim Hirsch bereits 1356 erwähnt wird, so wurde 1921 die neue Wasserleitung in Betrieb genommen.

Das Wasser hierzu wird von Seeburg zum Hochbehälter Zainingen gepumpt und von dort in den Hochbehälter Böhringen geleitet. Seit 1965 gibt es eine Kläranlage in Böhringen, an die neuerdings auch die drei anderen Teilorte angeschlossen sind.

Gesungen wird in Böhringen schon Jahrzehnte

Einen Gesangverein gibt es seit 1845, von dem sich 1872 der Kirchenchor abspaltete. Nachdem die 1755 eingebaute Orgel um 1798 ihren Dienst versagte, wurde der Kirchengesang jahrzehntelang mit Klarinetten aufrecht gehalten. 1919 bildete sich ein Posaunenchor der heute noch besteht. Im selben Jahr wurde auch der Sportverein gegründet. Auf Initiative seines damaligen Vorsitzenden Friedrich Jörger, wurden in den Jahren 1959 bis 1961 das Albstadion und ein angrenzendes Sportheim gebaut. Letzteres wurde zwischenzeitlich zur Albstadionsgaststätte ausgebaut. Ein Campingplatz mit Gaststätte und ein Reiterhof sorgen für Unterhaltung der Touristenwelt. Das alte romanische Kirchenschiff musste 1886 einer neugotischen Kirche weichen.

Die Markung Böhringen ist ohne Strohweiler und Aglishardt rund 1500 Hektar groß. Heute zählt der Ortsteil Böhringen, gelegen auf rund 800 Metern Höhe, rund 1770 Einwohner.

Informationen:
Rathaus Böhringen
Telefon: 07382 / 9398 – 0, Telefax: 07382 / 9398 – 98
info@roemerstein.de

Text: Ernst Strähle / Patricia Kozjek